Der AFS - Test
„Ein legasthener Mensch, bei guter oder durchschnittlicher Intelligenz, nimmt seine Umwelt differenziert anders wahr, seine Aufmerksamkeit lässt, wenn er auf Symbole, wie Buchstaben oder Zahlen trifft, nach, da er sie durch seine differenzierte Teilleistung anders empfindet als nicht legasthene Menschen. Dadurch ergeben sich Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens oder Rechnens.“ (Dr. Astrid Kopp-Duller, 1985)
Dr. Kopp-Duller unterscheidet Legasthenie und Lese-/Rechtschreibschwäche (LRS) sowie Rechenschwäche und Dyskalkulie. Das AFS –Testverfahren wurde in einem Forschungszentrum in Amerika (Dyslexia Research Center) unter Mitwirkung von Frau Dr. Astrid Kopp-Duller entwickelt und von ihr für den deutschsprachigen Bereich umgesetzt. 1998 gelang es der Legastheniewissenschaftlerin Prof. Dr. Sally Shaywitz, die Legasthenie funktionell nachzuweisen und zu bemerken, dass die Gehirnmuster legasthener Menschen anders sind als die von nicht legasthenen Personen. 2000 erkennt die Wissenschaftlerin Dr. Paula Tallal das reibungslose Funktionieren der optischen und akustischen Sinneswahrnehmungen als notwendige Voraussetzung beim Erlernen des Lesens, Schreibens und Rechnens. Die aktuellen Forschungsergebnisse werden in den oben genannten Test- und Trainingsprogrammen immer berücksichtigt und diese werden aktualisiert. Die empirischen Prüfungen zeigen, dass das Testverfahren eine hohe prognostische Validität (> 0,59) besitzt. Sehr gering war die Zahl der Fehlerklassifikationen.
Bei dem einstündigen Test am Computer muss das Kind in spielerischer Art verschiedene Aufgaben bewältigen, die altersgemäß aufgebaut sind und automatisch ausgewertet und grafisch dargestellt werden. Das AFS - Computertestverfahren basiert auf der internationalen Einteilung und unterscheidet 8 Teilleistungen. Diese sind unterteilt in drei Bereiche: Optik, Akustik und Raumwahrnehmung.
Der erste Bereich: Optik Differenzierte optische Teilleistungen zeigen sich wie folgt: Schwierigkeiten beim Legen und Zeichnen von Mustern, in der Koordination von Auge und Hand, beim Mengenerfassen, bei der Zehnerüberschreitung, bei zusammengesetzten Rechenaufgaben und bei der Gliederung von Textaufgaben. Die Arbeitsweise und die Schrift sind unleserlich, ungenau und oberflächlich, ebenso werden oftmals Buchstaben und Zahlen vergessen oder übersehen.
1. Optische Figur-Grund-Differenzierung Schwierigkeiten, Farben und Formen zu unterscheiden; Schwierigkeiten beim Abschreiben; Verwechseln von Zahlen oder Buchstaben, welche sich ähnlich sehen oder bei denen die Raumlage verändert ist (6-9/b-d) und beim Abzeichen von Mustern Die Aufmerksamkeit lässt sich schwer auf den Lehrer oder andere Dinge richten, so dass auch Figuren aus dem Hintergrund schwer erkennbar sind, oder das Erkennen wichtiger Informationen nicht gelingt. Optisch ähnliche Gegenstände, Buchstaben oder Zahlen können nicht richtig als ungleich erkannt werden. Probleme beim Schreiben und Abschreiben oder beim Erkennen eines Gesichtsausdruckes 2. Optisches Gedächtnis Optische Informationen können nicht richtig gespeichert werden. Schwierigkeiten, sich Farben, Formen, Bilder, Muster, Gegenstände zu merken, beim Zeichnen dieser Dinge, oder beim Finden gewisser Textstellen, ebenso beim Schreiben (Schrift ist eckig) Verwechslung der Buchstaben a-e-o, ebenfalls sehen diese im Heft immer gleich aus. 3. Optische Serialität Die zeitliche und räumliche Zuordnung der einzelnen Wahrnehmungen wird als Serialität bezeichnet. Die Serialität findet in Zusammenhang mit dem Sehen statt.
Der zweite Bereich: Akustik Differenzierte akustische Teilleistungen zeigen sich wie folgt: Beim Kind wird oft eine generelle Ablenkbarkeit bemerkt, wenn man mit ihm spricht oder wenn es zuhören soll. Es kann zwischen ähnlichen und gleichen Wörtern nicht unterscheiden. Das Kind hört manche Laute überhaupt nicht.
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4. Akustische Figur-Grund-Differenzierung Das Wesentliche aus dem Gehörten kann nicht erfasst werden, Laute werden dem falschen Buchstaben zugeordnet und das Herauslösen eines Buchstaben in einem Wort funktioniert nicht. 5. Akustisches Gedächtnis Schwierigkeiten, Gehörtes wiederzugeben, mit Artikulieren (Vorsagen des angesagten Textes oder Rechenaufgabe), mit dem Fertigwerden von Aufgaben, Gehörtes zu verstehen, bei der Sache zu bleiben (sehr leicht abzulenken), b/p, d/t und g/k zu unterscheiden oder beim Sätze vorsagen Auslassen von Teilen mündlich gestellter Rechenaufgaben oder Buchstaben oder Silben leicht ablenkbar 6. Akustische Serialität Die zeitliche und räumliche Zuordnung der einzelnen Wahrnehmungen wird als Serialität bezeichnet. Die Serialität findet jedoch nur in Zusammenhang mit dem Hören statt.
Der dritte Bereich: Raumorientierung Differenzierte räumliche Teilleistungen zeigen sich wie folgt: Das Kind weiß nicht, wo es zu schreiben anfangen soll. Es kann nicht abschätzen, wie viel noch in die Zeile passt; Abstände sind unterschiedlich groß, Ränder werden nicht beachtet. Die richtige Zeile oder Spalte wird beim Lesen, Schreiben oder Rechnen vertauscht.
7. Raumwahrnehmung Schwierigkeiten, bei Sing- und Bewegungsspielen, beim Zurechtfinden in einer unbekannten Umgebung, Tangram zu spielen oder beim Bauen von Figuren nach einer Vorlage, oder beim Merken eines Weges sowie beim Umgang mit Zahlenräumen. Beunruhigung bei jeder räumlichen Veränderung, Störungen in der Handlungsplanung Motorische Hyper- oder Hypoaktivität Seitenverkehrtes Schreiben, Zahlendreher oder Buchstabenverwechslung bei Lageunterschied Das Kind hat Probleme, sich anzuziehen und auf Reize und Impulse der Umgebung wird nicht richtig reagiert. Langsames Lesetempo und Verlieren der Zeile 8. Körperschema Unsicherheiten bei rechts - links, oben - unten, hinten - vorn
Lerntherapeutische Praxis Astrid Wember-Wenzel Inklusion und Schule (Master of Arts) Diplomierte Legasthenie- und Dyskalkulietrainerin® (EÖDL) Systemische Beraterin Lerntherapeutin